Mobilitätswende? Machen wir selbst!

Am 1. März fand wieder der bundesweite Klimastreik statt – auch in Celle. Das Thema war diesmal die „Mobilitätswende“. Wir haben zusammengesucht, was in und um Celle schon alles defür getan wird.

An unserem Infostand haben verschiedene Projekte über ihre Arbeit und ihre Angebote informiert:

Eindrücke von der Veranstaltung:

Austausch an der Stechbahn

Infostand vor der Stadtkirche

Parallel sind wir mit einem Gehzeug durch die Altstadt gelaufen:

Unterwegs mit dem Gehzeug

Denn so viel Platz benötigt ein Mensch in der Stadt, der allein im Auto Schrittgeschwindigkeit fährt. Bei schnellerer Fahrt ist es sogar 3-5x so viel. Das können wir alle besser!

Resourcenverbrauch je nach Verkehrsmittel

Preisverleihung „Klimaheld:in Celle 2023“

Preisverleihung „Klimaheld:in Celle 2023“

Verleihung des Celler Klimapreises Klimaheld:in 2023.

Bereits zum dritten Mal hat die Celler Klimaplattform besondere Projekte mit dem Preis „Klimaheld:in Celle“ ausgezeichnet.

Catrin Kuhtz ist Klimaheld:in 2023.

In der Kategorie Privatperson überzeugte Catrin Kuhtz mit ihrer Upcycling-Kunst, in der sie das, was andere wegwerfen, als Ausgangspunkt und Material für neue Kunstobjekte nutzt. Der Sprecher der Celler Klimaplattform, Wolfram Steinmetz, hob in seiner Laudatio die „Kreativität, das gerettete Material in einmalige Formen, Strukturen und Funktionen zu integrieren,“ hervor.

Radretter sind Klimahelden 2023.

Ähnlich begeistert äußerte sich Laudator Dr. Michael Huber (Climate Watch Celle) über das Projekt Radretter, das in der Rubrik Firmen und Gewerbe den Preis gewann. Was als ehrenamtliche Initiative begann, ist inzwischen ein Gewerbe geworden, das ein „Vorbild an Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Gemeinsinn“ sei. Die Radretter Hans Lilie und Ali Alboushi nahmen den Preis entgegen.

Imke Bahr sind Klimaheldin 2023.

Imke Bahr wurde als Vertreterin der Gruppe „Rettet mit uns den Kollerschen Wald“ als „Klimaheld:in Celle“ ausgezeichnet. Georg Aßmus (Land in Sicht – Transition, LIST) zeichnete in seiner Laudatio die Heldinnenfahrt nach, die Bahr in den letzten ahren auch in die „bürokratische Unterwelt“ führte. Mit vielen Gefährt:innen habe sie sich auf den Weg gemacht und inzwischen weit mehr als den Kollerschen Wald gerettet.

Umwelt-AG is Klimaheldin 2023.

Die Umwelt-AG des KAV-Gymnasiums erhielt Celles Klimaschutzpreis für die Planung, Duchführung und den Betrieb ihres Naturlernraums und Schulgartens. Laudator Michael Weinrich (Refill Celle) war beeindruckt von der guten Laune, die dieses grüne Klassenzimmer ausstrahle. Er lobte die Kreativität und die Freude, mit der hier gearbeitet wurde. Dies sei ein Beweis, dass Klimaschutz vor allem auch Spaß mache und „tatsächlich nämlich sehr wenig mit Verboten zu tun“ habe.

Büffet

Die Preisverleihung fand im Stadtteiltreff der Solidarischen Initiative Neuenhäusen statt. Die Initiative Foodsaving bot ein für manche überraschend vielfältiges und leckeres Fingerfood an, das ausschließlich aus geretteten Lebensmitteln erstellt wurde. Getränke kamen, ganz im Sinne von Refill Celle, aus dem Wasserhahn oder von regionalen Produzenten. „Es ist uns wichtig, dass auch die Preisverleihung so nachhaltig wie möglich organisiert ist“, sagt Cornelia Döllermann-Nölting, die Sprecherin der Gruppe Land in Sicht – Transition (LIST).

Musikalische Untermalung

Für den musikalischen Rahmen sorgten Wolfgang Meyn von der Bürgerinitiative Flotwedel und Tommy Nolan an Saxophon und Gitarre.

So wurden viele Talente der Mitgliedsorgsanisationen der Celler Klimaplattform genutzt, um echte Klima-Held:innnen zu ehren, sich zu vernetzen und eine gute Zeit miteinander zu verbringen.

Stellungnahme zur Breiten Straße

Stellungnahme und Faktencheck der Celler Klimaplattform zum Faktencheck der Stadtverwaltung und der Videobotschaft des OB zur Breiten Straße

Auf dem Holzweg - seit Sonntagabend ist es amtlich. Die alte Lindenallee in der Breiten Straße wird gefällt. Aufgestellte Parkverbotsschilder sprechen eine eindeutige Sprache: 25.04.2024, 00:00 Uhr.

Die Proteste der letzten Jahre haben Wirkung gezeigt: die Verwaltung scheint sich mit Anlauf vorbereitet zu haben. Am Montag zeigte sich Oberbürgermeister Nigge mit einem Video auf Instagram, in dem er die anstehenden Fällarbeiten aus Stadtsicht verteidigte und die städtischen Anstrengungen im Bereich Baumschutz anpries. Am gleichen Tag wurde auf dem städtischen Internetauftritt ein Faktencheck zur geplanten Sanierung der Breiten Straße veröffentlicht. Doch was ist dran an diesen Darstellungen? Die Klimaplattform Celle hat recherchiert und ordnet die Aussagen des Bürgermeisters bzw. der Stadtverwaltung ein.

Faktencheck - Instagram-Beitrag des OB, 22.01.2024:

„Ich befinde mich hier im Regen in der Breiten Straße, wo wir im Begriff sind, mit der Sanierung zu beginnen. Es gibt viele Diskussionen darüber, ob man die Bäume hier erhalten kann oder nicht. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht sie tatsächlich zu entnehmen und zu ersetzen. Wir werden sie ersetzen durch 6-7 m hohe Bäume, so dass der Alleecharakter dieser Straße selbstverständlich erhalten bleibt.“

Für die Verwaltung war es nur deswegen keine leichte Entscheidung, weil Politik und breite Öffentlichkeit die Planung der Stadt hinterfragt und Antworten eingefordert haben. Der Baumerhalt spielte in den Planungen der Stadt von Beginn an eine untergeordnete Rolle und wurde mit dem Argument von Mehrkosten in Millionenhöhe weggewischt 1. Zu dem Zeitpunkt lag eine Detailplanung mit einem Kostenvergleich nicht vor. Stadtbaurätin Elena Kuhls hatte in der Ratssitzung vom 07.07.2022 mit Bezug auf die Sanierungsarbeiten in der Breiten Straße berichtet, dass noch keine detaillierte Kostenschätzung für die Sanierungsarbeiten für die Varianten mit vollständigem bzw. Teilerhalt des Baumbestandes vorliegt 2.

„Wir haben lange mit Gutachtern und Baumexperten auch diskutiert, wie man das am besten machen kann. Fakt ist aber, dass wir hier eine über 100 Jahre alte Kanalisation haben, die mittlerweile leider von Baumwurzeln schon zerfressen ist, die Baumwurzeln haben sich auch bereits in Hauswände reingefressen, sodass wir einfach dort die Wurzeln kappen müssen und ein externer Baumgutachter geht davon aus, dass wenn wir im Bestand sanieren und die Bäume nicht wegnehmen, dass diese 5-10 Jahre nach der Sanierung zum großen Teil einfach ausfallen werden, weil sie eben nicht mehr die Vitalität haben, die sie bräuchten, um das zu überstehen.“

Ein anderes Gutachten der Stadt aus dem Jahr 2020 geht davon aus, dass der Großteil der Bäume den besten Stufen 0-1 (gesund bis leicht geschädigt, leicht bis mittelstark geschädigt) zuzuordnen und daher erhaltenswert sind. Nur 11 Bäume wurden als nicht erhaltungswürdig eingestuft. 3 Am Sanierungsbedarf der Breiten Straße besteht kein Zweifel.

Wissenschaftliche Studien, die Leitfäden diverser Städte und Stadtstaaten, die Empfehlungen der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz und die bereits in vielen Städten umgesetzte Praxis belegen, dass der Erhalt vorhandener Bäume durch Vergrößerung und Wiederdurchlässig­machung der Baumscheiben evtl. in Kombination mit Sicker- und Gießschächten die beste Lösung wäre. Das erste externe, fachmännische Gutachten zur Umgestaltung der Breiten Straße sah übrigens den Baumerhalt als eine von zwei möglichen Lösungen vor und sie wurde auch vom damaligen Stadtbaurat Kinder favorisiert, bis ihm der Oberbürgermeister den Mund verbot. Stattdessen werden die nachgepflanzten Bäumchen dann vielleicht in 30 Jahren ersten Schatten spenden. Schwammstadt bedeutet laut den tatsächlichen Experten, vorrangig erstmal rigorose Entsiegelung und Anlage von begrünten Retentions- und Sickerflächen sowie Sickermulden. Zisternen, Rigolen und ähnliche Lösungen aus Beton bedeuten einen hohen ingenieurstechnischen Aufwand, sind teuer und sollten nur als zweitrangige Lösung eingesetzt werden, wo nichts anderes möglich ist. 20

„Von daher werden wir die Bäume ersetzen wie gesagt, wir werden sie auch dreifach ersetzen, also es wird nicht nur 1:1 ausgetauscht, sondern wir pflanzen mehr, als wir entnehmen und das hat den großen Vorteil, dass wir hier mit dem Schwammstadtprinzip agieren können. Das heißt, dass bei solchen Regenereignissen wie jetzt gerade wird das Wasser nicht einfach in die Kanalisation geleitet, das hat uns bei der Flut, bei der Hochwasserkatastrophe ja sehr stark beeinträchtigt, sondern es kann versickern, zumindest bei Starkregenereignissen und die Bäume haben davon natürlich sehr viel mehr, als im jetzigen Zustand und wir können diese schmalen Gehwege und Radwege verbreitern und damit den Straßenraum ganz anders aufteilen und sehr viel schöner gestalten.“

Auch mit den Bestandsbäumen kann der Straßenraum ganz anders aufgeteilt werden und können Geh-/Radwege verbreitert werden. Die Bäume in der Breiten Straße konnten sich trotz illegaler Parkflächen, die durch die Stadt toleriert wurden und Tausalzeinsatz noch so entwickeln, dass sie diese Größe erreicht haben. Sie sind an die Verhältnisse angepasst.

„Von daher kann ich Ihnen versichern, wir machen uns solche Entscheidungen nicht leicht. Keiner möchte Bäume fällen, ganz im Gegenteil.“

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass man sich auf diese Zusicherung nicht verlassen kann. Die Stadt fällt riesige Roteichen für einen Hotelneubau 4. Die Stadt fällt Linden auf dem Schützenplatz 5'6. Und Jahrhunderte alten Eichen mussten für eine Verschwenkung von Straße und Radweg als Zufahrt zur Allerinsel weichen.

„Aber ich weise auch immer wieder darauf hin, dass wir in den letzten 7 Jahren mehrere Tausend Bäume, an die 40.000 Bäume gepflanzt haben und auch wenn diese zum Teil wieder eingehen, werden sie ersetzt, dass heißt, wir tun hier sehr viel für den Baumschutz, wollen das auch und erachten das als ganz wichtig und werden genauso sensibel auch weiter vorgehen.“

Es wurde im Detail dokumentiert, dass die Stadt Celle sich nicht für den Baumschutz einsetzt. Nachpflanzungen werden nicht gepflegt, Straßenbäume vertrocknen. 7'8'9 Auch in der Breiten Straße hatte die Baumpflege keinen Vorrang.

„An dieser Stelle sehen wir es als die beste Möglichkeit an, das ganze mit Entnahme der Bäume zu gestalten. Ich verweise noch einmal auf den Brandplatz, auch da wurde sehr stark vorher vorher diskutiert und das soll ja auch so sein, aber auch hier sind im Nachhinein alle mit dem Ergebnis zufrieden gewesen oder zum großen Teil zumindest.“

Die Stadt ist der Diskussion in den Fachgremien im Rat bewusst aus dem Weg gegangen. Von einem gewollten öffentlichen Diskurs kann nicht die Rede sein. 10

„Alle können nicht zufrieden sein und ich bitte Sie, uns zu vertrauen und mit uns darauf zu setzen, dass hier nach zwei Jahren nach Beendigung der Bauarbeiten eine wunderschöne Allee mit tollem, vitalem Baumbestand sein wird.“

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Vertrauen nicht angebracht ist: - Die Stadt ändert Denkmalschutz-Unterlagen, ohne dieses transparent zu machen. 11 - Die Stadt verhindert mit Stimmen der CDU, AFD, FDP, den Unabhängigen und des Bürgermeisters fachliche Diskussionen in den Gremien des Rates. 12 - Die Stadt macht Planungen nicht transparent und verheimlicht die letzte Seite des Baumgutachtens aus dem Jahr 2020, das Folgekosten für den Baumerhalt benennt. 13 - Die Stadt fällt ohne eine fundierte Planung Bäume und schafft Tatsachen. 14 - Die Stadt hat mindestens zwei weitere Gutachten anfertigen lassen, ohne diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 15'16

Faktencheck - Einordnung der Stadt, 22.01.2024:

https://www.celle.de/?object=tx,3747.2942.1

„Zukunftsweisend und klimafreundlich

Die Breite Straße in Celle ist bereits seit Jahren stark sanierungsbedürftig. Davon zeugen auf den ersten Blick nicht nur Straßenschäden, Schlaglöcher und große Wasserflächen, die nach Regenfällen zurückbleiben. Auch der Untergrund mit seinem über 100 Jahre alten Kanalsystem bedarf einer Generalüberholung. Sowohl Ver- als auch Entsorgungsleitungen sind verzweigt, verlaufen auf unterschiedlichen Ebenen und sind stark durch Wurzeln beeinträchtigt und dementsprechend schadhaft. So mancher Anwohner ist davon unmittelbar betroffen, wenn infolge das Wasser nicht durch den Kanal fließt, sondern stattdessen in den Keller eindringt. Zusätzlich beschädigen Wurzeln bereits die Bausubstanz einiger Häuser. So ist die Sanierung und damit eine moderne, funktionierende Infrastruktur nicht zuletzt auch für die Menschen, die entlang der Breiten Straße wohnen, zwingend notwendig.

Historischer Baumbestand ohne Entwicklungsperspektive

Doch die groß angelegte Sanierung ist kompliziert. Das liegt auch an dem historischen Baumbestand von 64 Sommerlinden. Ein Fachgutachten des Sachverständigenbüros für Urbane Vegetation, Bochum, weist die Vitalität der Bäume als mindestens unterdurchschnittlich aus. Demnach zeigen die Linden in Teilen Anzeichen einer deutlichen Vergreisung, sind entsprechend im Wachstum gestört, weisen Totholz auf und haben keine Entwicklungsperspektive. Ursächlich sind, so sagt es auch das Gutachten, unter anderem die Versiegelung der Standorte, der Eintrag von Tausalzen in den Wurzelraum sowie Bodenverdichtung durch stetiges Befahren und die immer länger ausbleibenden Niederschläge.“

Die Existenz des benannten neuen Baumgutachtens war bislang nicht bekannt und es wurde durch die Stadt auch nicht veröffentlicht. Das Baumgutachten von 2020 der Stadt lässt diesen Schluss nicht zu 3. Die Stadt hat zusätzlich versucht, die letzte Seite des Gutachtens und dessen Anhänge zu verheimlichen. Die Versiegelung der Standorte und den Eintrag von Tausalzen in den Wurzelraum hat die Stadt in den vergangenen Jahren hingenommen, dazu die Baumpflege der Bäume in der Breiten Straße eingestellt. Das Landesministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz hat die Stadt daher angewiesen, den Wurzelraum zu schützen 17.

„Eine Sanierung unter Erhalt des bisherigen Baumbestandes würde diesen darüber hinaus noch weiter schädigen. Die massiven Erdarbeiten greifen – selbst bei allergrößer Vorsicht - noch weiter in die ohnehin nicht mehr anpassungsfähigen Wurzelsysteme ein. Das wirkt sich auf Standfestigkeit und Vitalität aus. Folge: Die Bäume könnten mittelfristig nicht erhalten werden und müssten im Nachhinein – und dann in einer frisch sanierten Straße – unter großem Aufwand nach und nach ausgetauscht werden.“

Im Fachbericht "Erhaltung von Verkehrsflächen mit Baumbestand" werden detailliert Techniken beschrieben, mit denen Wurzeln schonend freigelegt und umgebettet werden können 18. Dass diese Verfahren bei Starkwurzeln über 5 cm an ihre Grenzen kommen können und so Schädigungen teilweise nicht auszuschließen sind, ist klar. Anzuwenden sind diese Techniken lt. des erwähnten Berichts bei Bäumen der Schadstufen 0 und 1 sowie Schadstufe 2 wenn ein gesunder Leittrieb vorhanden ist. Laut Baumgutachten von 2020 fallen die meisten Linden in diese Schadstufen 3. Die oberflächennahen Wurzeln - von der Stadtverwaltung als besonders ungünstiges Merkmal der Lindenallee Breite Straße dargestellt - sind in den typischen Sanierungssituationen bei Stadtbäumen der Normalfall 18.

„Alleecharakter & CO2-Bilanz

Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz ist den vorgelegten Gutachten und Expertisen gefolgt und hat die Genehmigung zum Fällen der Linden in der Breiten Straße erteilt.“

Das Landesministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz hat nur festgestellt, dass formaljuristisch aus Artenschutzperspektive keine Einwände gegen die Sanierungspläne der Stadt geltend gemacht werden können. 19

„Diese Maßnahme wird nun umgesetzt. 54 Linden werden entsprechend gefällt. Für jeden dieser Bäume werden drei neue, vitale gepflanzt, zudem bleiben 10 der Bestandslinden erhalten.“

Die Stadt hat die Planungen zur Verbreiterung der Geh-/Radwegen bei gleichzeitigem Erhalt von Parkplätzen und einer Verdreifachung des Baumbestands unter Berücksichtigung von ausreichendem Wurzelraum bislang nicht veröffentlicht. Dass 10 Bäume stehen bleiben, ist Einwänden seitens Denkmalschutzperspektiven zu verdanken 11. Zusätzliche Bäume hätten auch so gepflanzt werden können. Einige dieser Neupflanzungen sind beispielsweise jene westseitig in Richtung Trift, welche die Allee vervollständigen werden.

„Dazu hat sich die Stadtverwaltung mit der Oberen Denkmalschutzbehörde in Hannover ins Benehmen gesetzt. Es besteht Einvernehmen, dass somit der prägende, denkmalgeschützte Alleecharakter der Straße erhalten bleibt.“

Diese Kompromisslösung des Erhalts von 10 Bäumen wurde der Stadt vom Minsterium nach Anfragen von Klimaplattform und engagierten Privatpersonen abgenötigt, nachdem die Stadt den Denkmalschutz in ihren Planungen nicht berücksichtigt hatte bzw. versucht hat, Unterlagen im Zuge der Sanierungsplanung zu ändern. 11

„Durch die Neuanpflanzungen wird auch die CO2-Bilanz langfristig um ein Vielfaches verbessert.“

Nach wie vielen Jahrzehnten des Baumwachstums rechnet die Stadt mit einer ausgeglichenen CO2-Bilanz? Es wird Jahrzehnte dauern, bis junge Bäume die Leistung der bestehenden, angepassten Bestandsbäume erreichen.

„Das 'Schwammstadtprinzip'

Bei der Sanierung kommt in der Breiten Straße das zukunftsfähige Schwammstadtprinzip zum Tragen. Dieses gilt in Fachkreisen als Vorreitertechnologie im Umgang mit Starkregenereignissen und zur Bereitstellung von Oberflächenwasser für städtisches Grün. Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Hochwasser-Katastrophe, gewinnt dieses Verfahren noch an Bedeutung. Hier wird das Regenwasser dezentral versickert und den Bäumen zur Verfügung gestellt. Die Baum- und Wurzelgruben werden unterirdisch mit einen zusammenhängenden Regen- und Belüftungssystem verbunden. Das überschüssige Wasser, das diese nicht aufnehmen, wird der weiteren Versickerung zugeführt. Das Verfahren sichert die Resilienz und Vitalität der neuen Allee. Das städtische Streusalzverbot tut sein Übriges, um die Lebensdauer zu erhalten bei. Sollten die Bäume stehen bleiben, ist die Umsetzung des Schwammstadt-Konzeptes nicht möglich.“

Mit welchen Auswirkungen rechnet die Stadt auf die Bausubstanz der Fachwerkhäuser, die teilweise kein Fundament aufweisen? Die Existenz eines neuen Schwammstadtgutachtens ist in der Öffentlichkeit nicht bekannt, erst recht nicht dessen Inhalt 16. Die Celler Klimaplattform ist für den umfangreichen Einsatz von Entsiegelung, Anlage von Retentionsflächen und Schwammstadttechniken in Celle, zumal damit neue Baumstandorte in den kaum mit Straßenbegleitgrün versehenen Celler Straßen verbunden sind. Aber warum ausgerechnet in einer bestehenden Allee?

„Moderne Infrastruktur & nachhaltige Lösungen

Dass die Stadt Celle alles tut, um ihre historisch gewachsenen Bäume und Alleen nach Möglichkeit zu erhalten, zeigte sich auch im Rahmen der aktuellen Hochwasserschutzmaßnahmen. Als zur Sicherung des Osterdeichs im Raum stand, im Notfall 100 Kastanien zu fällen, um ein anliegendes Wohngebiet vor Überflutung zu schützen, stieß das auf Zuspruch in der Bevölkerung. Glücklicherweise kam diese Maßnahme nicht zum Tragen, die Kastanien blieben erhalten.“

Nur weil die Stadt das Neustädter Holz noch nicht gerodet hat, braucht sie sich nicht als baumfreundlich darzustellen. In der 77er-Straße mussten Roteichen einem Hotel-Neubau weichen 4. Auf dem Schützenplatz wurde im großen Stil Linden gefällt 5'6. Etliche alte Bäume sind durch die Trockenjahre derart zu Schaden gekommen, dass sie absterben, etwa im Schlosspark und in den Trift-Anlagen. Was tat die Stadt frühzeitig, um sie nachhaltig zu erhalten?

„Hingegen ist der Erhalt des Baumbestandes in der Breiten Straße nicht zukunftsträchtig. Zukunftsweisend und klimafreundlich ist hingegen die geplante Sanierung unter Anwendung des Schwammstadtprinzips. Anlieger und Bürger bekommen eine moderne Infrastruktur unter nicht minder modernen, nachhaltigen Lösungen für die auch künftig dort angelegte Baumallee.“

Anliegerinnen und Bürgerinnen bekämen auch bei Sanierung mit Baumerhalt eine nicht minder moderne Infrastruktur mit an die örtlichen Gegegebenheiten angepassten Bäumen.

„Weitere Informationen zu Konzeption, Zielsetzungen, Vorplanung, Präsentation und einen Variantenvergleich finden Sie unter: https://stadtsanierung-celle.de. 22.01.2024“

Quellen:


  1. https://www.celleheute.de/post/breite-stra%C3%9Fe-hielt-die-stadt-teil-des-baumgutachtens-unter-verschluss 

  2. Einwohnerfragestunde der öffentlichen Ratssitzung am 16.02.2023 

  3. Gutachten 6420 - Baumgutachten Breite Str., Sanierungsgebiet Neuenhäusen Celle, Beurteilung der Vitalität und Erhaltungswürdigkeit div. Bäume, Aussagen zu Schutzmaßnahmen, Wiederherstellung der Verkehrsflächen, Ableitung von Dachwasser - Carsten Venzke, öbSV, Oktober 2020 

  4. https://www.cz.de/celle/celle/baeume-weichen-bauprojekt-eichen-77er-strasse-celle-wegen-hilton-neubau-projekt-abgeholzt 

  5. https://celler-presse.de/2023/12/08/lindenallee-am-schuetzenplatz-groesstenteils-gefaellt/ 

  6. https://www.cz.de/celle/celle/baumfaellaktion-befuerchtet-celler-schuetzenplatz-letzte-linden-gefahr 

  7. https://www.celleheute.de/post/vernachl%C3%A4ssigt-verdorrt-verdurstet-celler-b%C3%A4umchen-in-not 

  8. https://www.celleheute.de/post/klimaplattform-blickt-mit-sorge-auf-b%C3%A4ume-in-celle 

  9. https://celler-presse.de/2022/09/05/die-stadt-celle-und-ihre-baeume/ 

  10. https://celler-presse.de/2022/06/14/noch-kla%CC%88rungsbedarf-zum-thema-sanierung-breite-strasse/ 

  11. https://www.celleheute.de/post/k%C3%A4mpfen-f%C3%BCr-die-gr%C3%BCnen-riesen 

  12. https://www.cz.de/celle/celle/breite-strasse-breite-strasse-initiative-will-weiter-fuer-celler-baeume-kaempfen 

  13. https://www.celleheute.de/post/breite-stra%C3%9Fe-hielt-die-stadt-teil-des-baumgutachtens-unter-verschluss 

  14. https://www.cz.de/Celle/Aus-der-Stadt/Neuenhaeusen/Erste-Baeume-in-Celles-Breiter-Strasse-fallen 

  15. https://www.celle.de/faktencheck 

  16. https://www.cz.de/celle/celle/streit-um-linden-gruenes-licht-fuer-grossangelegte-baumfaell-aktion-in-celle 

  17. https://www.celleheute.de/post/parkverbot-f%C3%BCr-b%C3%A4ume 

  18. https://shop.fll.de/de/fachbericht-erhaltung-von-verkehrsflaechen-mit-baumbestand-2019.html, 2019 

  19. https://celler-presse.de/2024/01/12/gruene-gruen-bashing-nutzt-sich-ab-und-lenkt-von-eigenen-versaeumnissen-ab/ 

  20. Quellensammlung der Celler Klimaplattform zu klimaresilienter Stadt, Stadtbaumerhalt und Schwammstadt (PDF) 

Ruiniert Klimaschutz die Wirtschaft? (Impulsvortrag von Dr. Michael Huber zum Januar- Stammtisch)

Fest steht, die für den Klimaschutz nötige Energiewende und eine Umstellung der Wirtschaft auf mehr Nachhaltigkeit wird Arbeitsplätze kosten. Doch weite Kreise der Industrie (Chemie und Stahl) und auch der BDI drängen inzwischen auf eine beschleunigte Energiewende, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie haben längst erkannt, ein Bremsen bei Klimaschutz und Energiewende würde zu einer Deindustrialisierung Deutschlands führen. In Celle sitzen ja eine ganze Reihe von Firmen, die gerade auch für den Bereich Wärmewende neue Geschäftsfelder erschließen oder bereits bestehende ausweiten könnten. Das betrifft insbesondere den Bereich Geothermie, aber auch den Leitungsbau für Wärmenetze und Wasserstoff. Ja selbst eine dem Erdöl und Erdgasgeschäft extrem verbundene Firma diversifiziert inzwischen in den Bereich Batteriespeicher.
Lesen Sie das selbst in dem mit über 50 Quellen gut dokumentierten Paper nach.

Zur PDF-Datei: Ruiniert Klimaschutz die Wirtschaft?